Scharfe Sachen, gelbes Brot und rote Nelken.
Die Kleinsten sind oft die Schärfsten. Wer das nicht weiß, sollte sich vorsehen, bevor er zum hinterhältigsten Gewürz der portugiesischen Küche greift. Piri-Piri - das klingt gar niedlich, entwickelt aber in Suppen, Saucen und Marinaden eine geradezu granatenhafte Schärfe. Der ursprünglich afrikanische Sprengstoff, der hierzulande oft durch Chili-Schoten ersetzt wird, ist das Lieblingsgewürz für Frango. Die jugendlichen Hühn- oder Hähnchen werden, bepinselt mit einer Piri-Piri-Marinade, gegrillt und haben bereits zwei gewitzte Köche in Guia und Sao Brás de Alportel zu Millionären gemacht. Beide behaupten von sich, "Rei dos Frangos", also Hühnchenkönig zu sein. Entscheiden läßt sich das aristokratische Hahnengeschrei nur durch den Geschmacksvergleich vor Ort. Hühnerkönige unter sich.
Bestellen Sie niemals "extra scharf" - es sei denn, Sie legen es darauf an, zum Gespött des Kellners zu werden. Wir haben es in touristischer Einfalt probiert und verbrachten den Rest des Abends damit, unseren geschundenen Gaumen Linderung zu verschaffen . ---Die Empfehlung für den häuslichen Einsatz von Piri-Piri: Zwei bis drei getrocknete Schoten in etwas heißem Öl auslassen und schnell wieder herausfischen! Wer Piri-Piri berührt oder kleingeschnitten hat, sollte sich danach gründlich die Hände waschen und sie für einige Zeit nicht mit den Augen in Berührung bringen.
In Indien und anderen Schärfe-vernarrten Regionen kommt man dem tränenüberströmten Gast nach dem Mahl mit einem Tellerchen Kokosraspel zu Hilfe. Die Öle der Nuß helfen, den schlimmsten Zungenbrand zu mildern. An der Algarve steht immer ein Körbchen mit frischem Weizen- oder gelbem Maisbrot auf dem Tisch, das man auch dann probieren sollte, wenn man dem Piri-Piri entkommen ist. Zusammen mit mildem Schafskäse aus dem bergigen Hinterland, eingelegten Oliven oder den mit Knoblauch marinierten Möhren (siehe Rezept), verkürzt es die Zeit des Wartens auf den Hauptgang und macht den ersten Schoppen Vinho Verde um so süffiger. Brot ist in Portugal auch historisch ein wichtiges Lebensmittel.
Noch keine 100 Jahre ist es her, da war es der einzige karge Lohn für Tagelöhner der großen Gemüseplantagen. Seit der unblutigen "Nelkenrevolution" von 1974 (die Soldaten verweigerten dem Regime den Schießbefehl und schmückten die Gewehrläufe mit roten Nelken) ist Brot eines der wenigen Nahrungsmittel mit fester Preisbindung: für alle erschwinglich und ein Zeichen für Portugals Weg in eine humanere Zukunft..